Künstliche Intelligenz im Alltag – Zwischen kognitiver Entlastung und neuen Nutzungsperspektiven

Die rasante Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Alltag sorgt nicht nur für Begeisterung, sondern wirft auch kritische Fragen bezüglich ihrer Auswirkungen auf unsere kognitiven Fähigkeiten auf. Während in wissenschaftlichen Studien – wie jüngst vom MIT Media Lab – gezeigt wurde, dass der intensive Einsatz von Sprachmodellen wie ChatGPT zu einer reduzierten Hirnaktivität bei Aufsatzschreibern führen könnte, belegen Verbraucheruntersuchungen, dass KI-Anwendungen bereits fest in unser tägliches Leben eingebettet sind. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Abhängigkeit von KI einen „kognitiven Transfer“ bewirken kann, bei dem Routine- und Speichervorgänge in digitale Systeme ausgelagert werden. Dies könnte zwar dazu führen, dass weniger geistige Energie für alltägliche Aufgaben aufgewendet wird – was durchaus als Chance gesehen werden kann, um Raum für kreativere und komplexere Denkprozesse zu schaffen –, birgt aber zugleich das Risiko einer oberflächlichen Auseinandersetzung bei tiefgehenden Aufgaben.

In einer Studie wurden Probanden, vorwiegend Studierende, in drei Sitzungen mit ChatGPT unterstützt, um Aufsätze im Stil standardisierter Tests zu verfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass Nutzer, die sich auf KI-gestützte Hilfen verließen, im Vergleich zu jenen, die den komplett eigenen Denkprozess nutzten, weniger neuronale Aktivierung und eine geringere individuelle Handschrift in ihren Texten aufwiesen. Dies wird als Hinweis auf eine mögliche Reduktion kognitiver Anstrengungen interpretiert, wobei jedoch Experten betonen, dass die Langzeitfolgen solcher Unterstützungen noch nicht abschließend erforscht sind. Die Diskussion erinnert an frühere Debatten um Technologien wie Schreiborgane oder Taschenrechner, die ebenfalls Befürchtungen hinsichtlich möglicher kognitiver Verarmungen schürten, bevor sich herausstellte, dass sich der Mensch an veränderte Aufgabenumfänge anpasst.

Parallel dazu zeigt der aktuelle „KI Monitor“ des Marktforschungsinstituts HEUTE UND MORGEN, dass KI-Anwendungen im Verbraucheralltag bereits enorm an Bedeutung gewonnen haben. Laut der Studie haben 70 Prozent der befragten Bundesbürger zwischen 18 und 70 Jahren bereits Erfahrungen mit KI gemacht. Die Befragten schätzen vor allem die Potenziale in den Bereichen Wissenschaft, Medizin und wirtschaftlicher Produktivität ein, während zugleich Sorgen um Arbeitsplatzverluste und Beeinträchtigungen der demokratischen Prozesse geäußert werden. Interessanterweise wird der Sprachassistent Alexa weithin als bekannteste KI-Anwendung wahrgenommen, während ChatGPT bei ungestützten Abfragen oft als erstes benannt wird. Diese Diskrepanz unterstreicht den gängigen Trend, dass neuere, textbasierte KI-Modelle in der spontanen Wahrnehmung als innovativ gelten, auch wenn traditionelle Systeme wie Alexa in der alltäglichen Nutzung weiterhin eine große Rolle spielen.

Die Analyse der Konsumentendaten führt zu einer Unterteilung der Nutzer in drei Typen: emotionale, professionelle und distanzierte Anwender. Besonders emotionale Nutzer entwickeln zu den Chatbots fast eine beratende, freundschaftliche Beziehung, während professionelle Nutzer das System als reines Arbeitsinstrument schätzen – in beiden Fällen steigt aber auch das Risiko, in Abhängigkeiten zu geraten. Distanzierte Nutzer hingegen begegnen der KI kritisch und nutzen sie seltener.

Die Debatte um die kognitiven Auswirkungen und gleichzeitig die Chancen, die KI bietet, bleibt also ambivalent. Einerseits könnten die Einsparungen kognitiver Ressourcen letztlich Raum für innovatives und kreatives Denken schaffen, während andererseits die Gefahr besteht, dass essenzielle Denkprozesse vernachlässigt werden. Unternehmen und Bildungseinrichtungen sind daher gefordert, KI-Anwendungen so zu gestalten und zu integrieren, dass sie als Ergänzung und nicht als Ersatz menschlicher Denkleistung wirken – ein Balanceakt, der auch in Zukunft intensiv diskutiert werden wird.

Kuwala is open-source and open to contributions

Join our Slack

A community of data folks
Join our community

Contribute on GitHub

Jump straight into our roadmap
Visit github

Digital Coffee

Start a chat with us
Book a Slot