Studie: Vertrauen in Ärzte im Zeitalter von KI – Zwischen Fortschritt und Skepsis

Eine aktuelle Studie der Universität Würzburg in Zusammenarbeit mit der Charité Berlin zeigt, dass Ärzte, die Künstliche Intelligenz (KI) in ihrer täglichen Arbeit einsetzen, von Patienten insgesamt kritischer bewertet werden. Die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "JAMA Network Open" veröffentlicht wurde, stützt sich auf ein Experiment mit 1.276 erwachsenen Probandinnen und Probanden aus den USA, denen verschiedene Werbeanzeigen für Arztpraxen präsentiert wurden. Dabei wurde der einzige Unterschied in den Anzeigen darin gesehen, ob explizit erwähnt wurde, dass der jeweilige Arzt KI zur administrativen, diagnostischen oder therapeutischen Unterstützung einsetzt. Die Vergleichsgruppe erhielt hingegen eine Anzeige ohne Bezug auf KI. Demnach ergaben sich signifikante Unterschiede in der Wahrnehmung der ärztlichen Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Empathie: Ärzte, die den Einsatz moderner Techniken betonten, wurden deutlich schlechter eingeschätzt als ihre Kollegen ohne diesen Verweis. Die Studie liefert einen ersten wichtigen Einblick in die komplexe Beziehung zwischen technologischem Fortschritt und dem Patienten-Arzt-Verhältnis. Obwohl KI in vielen Bereichen bereits zu einer Optimierung administrativer Prozesse sowie Diagnostik und Therapie beitragen kann, zeigen die Ergebnisse, dass ein übermäßiges Vertrauen in diese Technik nicht automatisch auch auf den behandelnden Arzt übergeht. Vielmehr scheint bei vielen Patienten die Befürchtung vor einer möglichen Entmenschlichung der medizinischen Versorgung zu dominieren. Insbesondere in Situationen, in denen KI ausschließlich administrative Aufgaben übernimmt, reicht der technologische Fortschritt nicht aus, um das hohe Maß an persönlicher Zuwendung und Empathie zu kompensieren, das für eine erfolgreiche Behandlung als grundlegend gilt. Die Autoren der Studie – Moritz Reis, Professor Wilfried Kunde sowie Florian Reis – vermuten, dass das negative Bild vor allem dann entsteht, wenn befürchtet wird, Ärzte könnten der KI blind folgen. Ein solches hinterfragtes Vertrauensverhältnis könnte dazu führen, dass wichtige Elemente der Arzt-Patienten-Kommunikation vernachlässigt werden. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass Informatik und medizinische Forschung in Zukunft Hand in Hand gehen müssen, um optimale Behandlungsergebnisse zu erzielen. Demnach empfehlen die Studienautoren, dass Ärzte offen über den Einsatz von KI in ihrer Praxis aufklären sollten. Hierbei sollte der Fokus darauf liegen, die potenziellen Vorteile des Technikeinsatzes hervorzuheben, wie etwa die Möglichkeit, mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Patienten zu gewinnen, weil administrative Aufgaben entlastet werden. Die Studie verdeutlicht somit, dass technologischer Fortschritt und menschliche Empathie kein widersprüchliches Paar sein müssen. Im Gegenteil: Wenn Ärzte es verstehen, die Möglichkeiten der KI gezielt einzusetzen und gleichzeitig das Vertrauensverhältnis zu ihren Patienten zu stärken, könnte dies zu einer insgesamt menschlicheren und effizienteren Gesundheitsversorgung führen. Allerdings bleibt die Herausforderung bestehen, potenzielle Bedenken der Patienten auszuräumen. Eine transparente Kommunikation über den Einsatz und die Limitierungen der Technologien ist daher essenziell. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass ein Gegenpol zur technisierten Medizin immer der persönliche Kontakt und die individuelle Beratung sein muss. Abschließend zeigt die Studie, dass trotz der vielversprechenden Zukunftsaussichten der KI in der Medizin das Vertrauen in den Arzt zentral bleibt. Nur wenn der Mensch im Mittelpunkt der Behandlung steht und moderne Techniken als unterstützendes Werkzeug verstanden werden, kann eine ausgewogene Balance zwischen technologischer Innovation und empathischer medizinischer Betreuung erreicht werden. Der Erfolg zukünftiger Behandlungsansätze wird daher maßgeblich davon abhängen, wie gut es gelingt, beide Aspekte miteinander zu vereinen.

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